Shop Floor Data Collection (SFDC): Der komplette Leitfaden zur Digitalisierung deiner Fertigung
Das Ende des „schwarzen Lochs“ in der Produktion
In der Fertigung ist Transparenz keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Dennoch agieren viele Unternehmen mit einem „schwarzen Loch“ auf ihrem Shopfloor. Während Finanz- und Vertriebsdaten oft auf Knopfdruck verfügbar sind, bleiben die wertvollsten Informationen – was genau in der Produktion passiert – im Verborgenen. Manuelle Berichte, veraltete Excel-Listen und lückenhafte Aufzeichnungen schaffen ein verzerrtes Bild der Realität.
Shop Floor Data Collection (SFDC) ist die Brücke über diese Informationskluft. Es geht darum, systematisch Daten direkt am Ort des Geschehens zu erfassen, um aus Vermutungen Gewissheit zu machen. Dieser Leitfaden zeigt dir, wie du durch die intelligente Kombination von Maschinen- und Betriebsdaten eine lückenlose Transparenz schaffst und damit das Fundament für eine effiziente, datengesteuerte Fertigung legst.
Die zwei Säulen der Transparenz: MDE und BDE
Effektive SFDC stützt sich auf zwei komplementäre Säulen: die Maschinendatenerfassung (MDE) und die Betriebsdatenerfassung (BDE). Nur zusammen ergeben sie ein vollständiges Bild.
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Maschinendatenerfassung (MDE): Die Stimme der Maschine MDE ist die automatisierte Erfassung von Daten direkt von deinen Anlagen, Maschinen und Sensoren – ohne manuellen Eingriff. Sie liefert objektive, ungeschönte Fakten über den Zustand und die Leistung deiner Ausrüstung in Echtzeit.
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Typische MDE-Daten: Maschinenlaufzeiten, Stillstände, Taktzeiten, produzierte Stückzahlen, Energieverbrauch, Prozesswerte (z. B. Temperatur, Druck).
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Betriebsdatenerfassung (BDE): Der menschliche Kontext BDE erfasst alle organisatorischen und prozessbezogenen Daten, die den Maschinendaten einen Kontext geben. Diese Daten werden oft von Mitarbeitern über Terminals oder mobile Geräte eingegeben.
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Typische BDE-Daten: Auftragsinformationen (Start/Ende), Personalzeiten, zugewiesene Mitarbeiter, Stillstandgründe, Ausschussgründe, Qualitätsprüfungen.
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Warum du beides brauchst: Das perfekte Zusammenspiel MDE allein sagt dir, dass eine Maschine steht. BDE sagt dir, warum sie steht (z. B. „Materialmangel“ oder „Werkzeugwechsel“). Der Unterschied zwischen MDE und BDE liegt im Detail: MDE liefert die exakte Stillstandszeit auf die Sekunde genau, während BDE den Grund liefert, der für die Problemlösung entscheidend ist. Die nahtlose Integration von MDE und BDE in einem System ist der Schlüssel, um den gesamten Produktionsprozess transparent und nachvollziehbar zu machen.
Der Status Quo und seine Tücken: Manuelle Datenerfassung
Viele Betriebe verlassen sich noch immer auf Papierformulare und Excel-Tabellen. Diese Methode ist nicht nur ineffizient, sondern auch eine Quelle für gravierende Probleme:
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Fehleranfälligkeit: Manuelle Eingaben sind anfällig für menschliche Fehler, Tippfehler oder vergessene Einträge.
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Verzögerung: Die Daten werden oft erst am Ende einer Schicht oder des Tages digitalisiert. Entscheidungen basieren somit auf veralteten Informationen.
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Subjektivität: Die Erfassung von Stillstandgründen oder Ausschussmengen kann ungenau oder beschönigend sein.
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Geringe Akzeptanz: Mitarbeiter sehen die Datenerfassung als lästige Zusatzaufgabe, die sie von ihrer eigentlichen wertschöpfenden Tätigkeit abhält.
Automatisierte SFDC-Systeme lösen diese Probleme, indem sie Daten in Echtzeit und mit hoher Genauigkeit erfassen und den Mitarbeitern einfache, intuitive Schnittstellen für notwendige Eingaben bieten.
Vom Datum zur Entscheidung: Der Nutzen von SFDC in der Praxis
Sobald du über verlässliche Echtzeitdaten verfügst, eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten zur Optimierung:
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Genaue OEE-Berechnung: Wie im vorherigen Artikel beschrieben, ist eine präzise SFDC die unabdingbare Grundlage für eine aussagekräftige OEE-Analyse.
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Echtzeit-Produktionsmonitoring: Visualisiere Live-KPIs auf Dashboards und erkenne Abweichungen sofort, nicht erst am nächsten Tag.
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Präzise Nachkalkulation: Ermittle die tatsächlichen Kosten pro Auftrag basierend auf realen Laufzeiten und Materialverbräuchen, anstatt auf Schätzungen.
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Grundlage für Industrie 4.0: Vernetzte Daten vom Shopfloor sind die Basis für fortschrittliche Konzepte wie vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) oder den Digitalen Zwilling.
Die Implementierung: Wie deine Low-Code-Plattform den Weg ebnet
Die Digitalisierung der Datenerfassung muss kein Mammutprojekt sein. Eine flexible Low-Code-Plattform ermöglicht einen schrittweisen und anpassungsfähigen Ansatz – etwa wie bei der Heisenware-Plattform, die speziell für die einfache Anbindung und Visualisierung von Produktionsdaten entwickelt wurde:
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Alte und neue Maschinen anbinden: Integriere Daten aus verschiedensten Quellen – von modernen Steuerungen mit OPC UA bis hin zu älteren Maschinen, die über nachgerüstete Sensoren oder I/O-Module angebunden werden.
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Manuelle Prozesse digitalisieren: Ersetze Papier-Checklisten durch einfache digitale Formulare auf Tablets, die deine Mitarbeiter durch Prozesse führen.
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Individuelle Visualisierung: Erstelle per Drag-and-Drop genau die Dashboards, die deine Teams benötigen, um ihre wichtigsten Kennzahlen im Blick zu behalten.
Fazit: Transparenz als Grundlage für Exzellenz
Shop Floor Data Collection ist mehr als nur das Sammeln von Daten. Es ist der erste und wichtigste Schritt, um die Kontrolle über deine Fertigung zurückzugewinnen. Indem du eine einzige, verlässliche Quelle der Wahrheit schaffst, ermöglichst du datengestützte Entscheidungen, förderst eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und baust das Fundament für die Smart Factory der Zukunft.